Ernährung

So ernährst du dich gesund

So ernährst du dich gesund

Die einen leben von Haferflocken und Brokkoli, die anderen bekommen davon Bauchweh.

Ein Kollege schwört auf Quark zum Muskelaufbau, deine Haut flippt bei Milchprodukten völlig aus.

Und während manche mit veganer Ernährung aufblühen, fühlen sich andere damit müde und leer.

Gibt es überhaupt so etwas wie die gesunde Ernährung?

Spoiler: Nein.

Zumindest nicht für alle.

Jeder Körper tickt anders

Was für den einen ein Superfood ist, ist für den anderen ein Symptomauslöser.

Denn unser Verdauungssystem ist so individuell wie unser Fingerabdruck.

Viele der vermeintlich „gesunden“ Lebensmittel können bei manchen Menschen echte Beschwerden auslösen und das hat oft biochemische Gründe. Ein paar Beispiele:

➡️ Laktose ist der Zucker in Milchprodukten. Manche Menschen produzieren nicht mehr genug Laktase, das Enzym, das Laktose aufspaltet. Das Ergebnis? Blähungen, Krämpfe oder Durchfall nach einem Glas Milch.

➡️ Gluten ist ein Eiweiß, das in Weizen, Dinkel, Roggen & Co. steckt. Für Menschen mit Glutenunverträglichkeit kann ein Vollkornbrot schwere Magen-Darm-Probleme, Hautausschläge oder chronische Müdigkeit auslösen.

➡️ Fructose, also Fruchtzucker, klingt erstmal harmlos. Doch Menschen mit Fructose-Unverträglichkeit können schon auf einen Apfel oder eine Banane mit starken Blähungen, Krämpfen oder Völlegefühl reagieren.

➡️ Histamin steckt in gereiften, fermentierten oder stark verarbeiteten Lebensmitteln, z. B. in Käse, Rotwein, Tomaten oder Sauerkraut. Wer empfindlich auf Histamin reagiert, erlebt nach dem Essen Kopfschmerzen, Hautrötungen oder Herzklopfen.

Ein Apfel z.B. ist also nicht für jeden gesund.

Eine proteinreiche Ernährung z.B. kann beim Muskelaufbau helfen. Es sei denn, deine Nierenfunktion ist eingeschränkt oder du verträgst bestimmte Eiweißbausteine (Aminosäuren) nicht optimal.

👉 Deshalb gilt: Gesund heißt nicht „was Influencer gerade empfehlen“, sondern “was dein Körper problemlos verarbeiten, verwerten und vertragen kann”.

Das herauszufinden, braucht oft ein bisschen Beobachtung, aber es lohnt sich.

Frauen haben andere Bedürfnisse als Männer

Ernährungsempfehlungen werden oft an Männern getestet, aber Frauen haben einen anderen Hormonhaushalt.

Zyklus, Schwangerschaft, Stillzeit, Wechseljahre… Das alles beeinflusst:

  • den Energiebedarf
  • die Insulinempfindlichkeit
  • die Verdauung
  • die Lust auf bestimmte Lebensmittel

➡️ Intervallfasten kann bei Frauen zu Zyklusstörungen führen, obwohl es bei Männern gut funktioniert.

➡️ Frauen haben rund um die Periode andere Nährstoffbedürfnisse, etwa an Magnesium, Eisen oder Omega-3.

Gesund ist also nicht geschlechterneutral, sondern hormonell dynamisch.

Gesund ist auch kulturell geprägt

Warum gelten Quinoa, Avocado und Chia-Samen in vielen Ernährungsmagazinen als das Maß aller Dinge, aber kaum jemand spricht über Kochbananen, Maniok oder fermentierte Sojabohnen, obwohl sie in anderen Teilen der Welt seit Jahrhunderten fester Bestandteil gesunder Ernährung sind?

Unsere „Wellnesskultur“ orientiert sich an Studien aus Europa oder Nordamerika, an Trends auf Social Media, an Empfehlungen aus Fitnesszeitschriften und übersieht dabei, dass Ernährung nicht nur biologisch, sondern auch kulturell gewachsen ist.

Beispiele:

➡️ In Indien gilt die ayurvedische Ernährung als Weg zu körperlichem und seelischem Gleichgewicht → mit wärmenden Gewürzen, Hülsenfrüchten und Ghee.

➡️ In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird Nahrung nach Yin und Yang, nach Energiefluss und Organzugehörigkeit eingeordnet → mit ganz anderen Empfehlungen als im Westen.

➡️ In afrikanischen Kulturen sind Kochbananen, Hirse, Okra oder fermentierte Lebensmittel zentral → oft reich an Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen.

➡️ Viele indigene Gemeinschaften weltweit ernähren sich traditionell von Wurzeln, Wildpflanzen, Fisch und selbst fermentierten Produkten → ganz ohne „Superfoods“ aus dem Bio-Regal.

Das bedeutet: Was hier als „Clean Eating“ gefeiert wird, ist anderswo Alltag und umgekehrt.

Viele Ernährungsweisen, die auf westliche Augen „fettig“, „kohlenhydratreich“ oder „nicht optimal“ wirken, sind in Wahrheit perfekt an die Lebensweise, das Klima und die Bedürfnisse der Menschen vor Ort angepasst.

„Gesund“ ist also nicht nur das, was wissenschaftlich belegt ist, sondern auch das, was kulturell gewachsen, über Generationen erprobt und im Alltag verwurzelt ist.

Gesundheit ist ein bewegliches Ziel und verändert sich ständig

Dein Körper verändert sich jeden Tag. Und mit ihm: deine Bedürfnisse.

Was dir mit 20 guttut, kann mit 40 zu viel sein oder zu wenig. Dein Hormonhaushalt verändert sich, dein Stoffwechsel wird langsamer, dein Alltag stressiger.

Mit 20 steht oft Leistung im Fokus: Du brauchst viel Energie, vielleicht Muskeln, vielleicht schnelle Regeneration. Dein Körper steckt kleine Fehler noch locker weg. Ein Döner nach dem Feiern? Kein Problem.

Mit 40 sieht die Welt anders aus: Gelenke melden sich, Schlaf wird sensibler, Stress wirkt sich stärker aus. Viele beginnen, entzündungshemmender zu essen. Mehr Omega-3, weniger Zucker, ballaststoffreicher. Kaffee schlägt plötzlich auf den Magen. Fettige Snacks liegen schwerer im Magen als früher.

Mit 60 verändert sich die Verdauung erneut: Der Magen produziert weniger Säure, du verwertest manche Vitamine (wie B12) schlechter. Vielleicht brauchst du mehr Calcium für deine Knochen, oder Eiweiß, um Muskelschwund vorzubeugen. Und du merkst: leichte, gut verdauliche Gerichte fühlen sich besser an als ein schwerer Braten.

Gesund essen bedeutet deshalb nicht, eine perfekte Formel zu finden und ewig zu wiederholen, sondern mit deinem Körper im Dialog zu bleiben. Immer wieder neu hinzuhören. Immer wieder nachzujustieren.

Und das gilt nicht nur fürs Alter. Auch Stress, Schlaf, Bewegung, Krankheiten oder Lebensumstände (wie Schwangerschaft, Krankheit oder ein neuer Job) verändern deinen Bedarf.

Deshalb kann es hilfreich sein, die eigene Ernährung regelmäßig zu reflektieren, z. B. mit Ernährungstracking.

Gesund ist das, was dir guttut

Es gibt keine universelle Formel. Kein Schema F. Kein Ernährungsplan, der für alle passt.

Denn:

Dein Stoffwechsel ist individuell

  • Deine Lebensphase verändert sich
  • Deine Werte und Kultur beeinflussen dich
  • Deine Psyche isst mit

Gesund ist das, was dein Körper verträgt, deine Seele nicht stresst und was zu deinem Alltag passt.

Und wie findest du raus, was für dich gesund ist?

Ganz einfach: Indem du hinschaust. Regelmäßig. Ehrlich. Und mit Neugier.

Mit smarten Ernährungstracking wie mit Nutrio findest du Schritt für Schritt heraus:

➡️ Welche Nährstoffe du wirklich bekommst

➡️ Was dir Energie gibt und was dich ausbremst

➡️ Welche Lebensmittel du gut verträgst

➡️ Und welche Muster dir bisher verborgen geblieben sind

Denn echte Gesundheit ist kein Zustand. Sie ist ein Prozess. Und genau dabei hilft dir Nutrio.

Quellen

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Ebert K, Witt H. Fructose malabsorption. Mol Cell Pediatr. 2016 Dec;3(1):10. doi: 10.1186/s40348-016-0035-9. Epub 2016 Feb 16. PMID: 26883354; PMCID: PMC4755956.

Ko GJ, Kalantar-Zadeh K. How important is dietary management in chronic kidney disease progression? A role for low protein diets. Korean J Intern Med. 2021 Jul;36(4):795-806. doi: 10.3904/kjim.2021.197. Epub 2021 Jun 22. PMID: 34153180; PMCID: PMC8273814.

Leslie W, Hankey C. Aging, Nutritional Status and Health. Healthcare (Basel). 2015 Jul 30;3(3):648-58. doi: 10.3390/healthcare3030648. PMID: 27417787; PMCID: PMC4939559.

Prentice A. Sex differences in requirements for micronutrients across the lifecourse. Proc Nutr Soc. 2021 Aug;80(3):356-364. doi: 10.1017/S0029665121000550. Epub 2021 Mar 5. PMID: 33663641; PMCID: PMC7613588.

Sequeira, Erica, u. a. „Lactose Intolerance: Genetics of Lactase Polymorphisms, Diagnosis and Novel Therapy“. Biomedical Reviews, Bd. 25, Nr. 0, Dezember 2014, S. 35–44. journals.mu-varna.bg, https://doi.org/10.14748/bmr.v25.1046.

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